Geschichte der Lebkuchen
















Geschichte - Lebkuchen kannte man bereits im Mittelalter

Lauschen wir den Chroniken, was sie uns im Advent über diese traditionsreiche Spezialität aus Nürnberg zu berichten haben. Das älteste uns bekannte honigkuchenartige Gebäck stammt aus ägyptischen Grabkammern und weist das ehrwürdige Alter von 3500 Jahren auf. Auch in unseren Gebieten kannten die Germanen ein Backwerk aus zerriebenen Getreidekörnern und wildem Honig, das am Herdfeuer getrocknet wurde und als Opfergabe zur Wintersonnenwende diente.
Im Mittelalter entstanden in Klöstern mit viel Fingerfertigkeit und Mühe schöne Lebkuchen, mit denen Verwandte und Bekannte an Weihnachten und Neujahr beschenkt wurden. Die von den Nonnen im 13. Jahrhundert hergestellten Gebäckarten aus Honig, Mehl und Gewürzen (Nelken, Zimt und Ingwer) - auch „lebekoudme" genannt - wurden als Nachtisch aufgetragen; ja es kam zur Klosterordnung, dass jedem Mönch „zwei Kannen gutes Bier, ein Kännlein Wein und Pfefferkuchen“ als Vesper zustanden.
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In den Adventstagen wurde aber auch in den fürstlichen und bürgerlichen Küchen Lebkuchen gebacken. Aus der über 50jährigen Regierungszeit Friedrichs III, ist uns überliefert: Im Jahre 1487 besuchte der Kaiser Nürnberg und lud 4000 Kinder ein. Jedes erhielt einen rautenförmigen Lebkuchen mit dem Konterfel des regierenden Monarchen; die „Lebzelter“, die Hersteller des Lebkuchens, hatten ihren ganz großen Tag. Der Vorteil dieser Lebkuchen - ihre lange Haltbarkeit - ermöglichte das Verschicken 10 andere Länder.
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Und als König Max II. der Freien Reichsstadt Nürnberg einen Besuch abstattete, buken die Lebzelter einen Lebkuchen, von dem es in einem zeitgenössischen Gedicht hieß, er wäre so groß gewesen, dass ihn vier Männer tragen mussten. Fürwahr ein „königlicher Lebkuchen“!
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Im deutschen Brotmuseum in Ulm findet man einen Lebkuchenmodel aus dem Jahre 1587. Auf einer Seite erscheint die Kreuzigung Christi für ein Gebäck am Karfreitag, während das Lamm Gottes auf der Rückseite des Models am Osterfest gebacken wurde: ein Beweis dafür, dass man in früheren Zeiten nicht nur in der Advents- oder Weihnachtszeit Lebkuchen buk und aß.
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In den Nürnberger Familien war der Lebkuchen ein notwendiges, ja beinah lebenswichtiges Nahrungsmittel von der Wiege bis zur Bahre. Mit Fleiß und viel Geschick wurde er von der Hausfrau gebacken. Überlieferte Familienrezepte wurden sorgfältig aufbewahrt und gehütet.
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Eines der ältesten Lebkuchenrezepte befindet sich heute im „Germanischen Nationalmuseum" in Nürnberg und lautet: ‚Ein Pfund Zucker, ein halbes Seide. lein oder Achtelein Honig, vier Loth Zimmet, anderthalb Loth Muskatrimpf, zwei Loth Ingwer, ein Loth Cardamumjein, ein halbes Quentchen Pfeffer, ein Diethäuflein Mehl. Mach ein fünf Loth schwer!" Dieses Rezept einer Patrizierin aus dem 16. Jahrhundert zeigt deutlich, dass man großen Wert auf die exotischen Gewürze legte. Durchaus nicht verwunderlich, denn im Mittelalter waren die Nürnberger Kaufmannsgeschlechter bekannt für ihre weltweiten Handelsbeziehungen, und ihre Hauptinteressen lagen bei den gewinnbringenden Gewürzen aus Indien und Ostasien. In anderen Lebkuchenrezepten waren „siebenerlei oder gar „neunerlei" Gewürze vorgeschrieben. Diese Lebkuchen waren eine „rechte Magenstärkung", wusste man doch damals schon, dass die Gewürze für Magen und Darm wohltuend waren. Der Name „Cardamom stammt ja aus dem Griechischen und bedeutet „Herz- und Magenstärkung". Auch der Ingwer ist bekannt für seine magnstärkende Kraft. Ein weiterer und ebenso wichtiger Teil ist der Honig. Rings um Nürnberg befand sich beide- und sandreicher Wald, „des Kaisers und des Reiches Bienengarten" - wie er genannt wurde -‚ von dem ein köstlicher Honig kam. Heute werden die Nürnberger Lebkuchen (übrigens eine geschützte Ursprungsbezeichnung) in bunten Blechdosen verkauft, auf denen sich malerische Darstellungen aus dem „Alten Noris" befinden: die Kaiserburg, das AlbrechtDürer-Haus, die St.-Lorenz-Kirche und der Schöne Brunnen. Genau wie früher wird dieses Backwerk auch heute wegen seines würzigen Duftes und köstlichen Geschmacks geschätzt, und besonders um Weihnachten herum gerne verschenkt.

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